Scherben sollen ja bekanntlich Glück bringen – und das auch und vor allem beim Polterabend, wenn die Gäste dem zukünftigen Ehepaar durch Zerbrechen von Porzellan & Co. viel Glück wünschen. Das anschließende gemeinsame Auffegen des entstandenen Scherbenhaufens gilt als Symbol für die folgende lebenslange „Zusammenarbeit“ der beiden Hochzeitsaspiranten. Der in der Regel am Freitagabend stattfindende und gegen 19:00 Uhr beginnende Polterabend stellt ein besonderes Ritual vor der Hochzeit dar. Dabei steht der Verabschiedung des Brautpaars aus dem Kreis der Unverheirateten im Zentrum des Polterabends – und dies nicht nur in Deutschland: Auch in Österreich, Italien, der Schweiz und in Dänemark sagt man auf diese Weise dem Junggesellenleben ade, wenn auch dort eine separate Feier – wie in Deutschland – nicht unbedingt die Regel ist. Der Polterabend ist keinesfalls zu verwechseln mit dem Junggesellenabschied, bei dem die Brautleute getrent voneinander feiern.

 

ScherbenhaufenBilderquelle – Thomas Max Müller / pixelio.de

 

Keine Frage auch: Der Polterrabend hat Tradition – in Deutschland, aber auch in Schlesien und Hinterpommern, wenngleich der historische Ursprung des Polterabends bis heute unbekannt ist. Die Bräuche sind unterschiedlich: In einigen Regionen ist es zum Beispiel durchaus üblich, um 24:00 Uhr sowohl die Hose des Bräutigams als auch den BH der Braut zu verbrennen. Anschließend wird die Asche – zusammen mit einer Flasche Schnaps – begraben, um dann letztere nach einem Jahr wieder auszugraben und zu trinken. Dennoch wird der Polterabend längst nicht überall gefeiert. Und auch will längst nicht jedes Brautpaar einen Polterabend feiern.

 

Am Polterabend geht es – im Gegensatz zur eigentlichen Hochzeitsfeier – recht rustikal zu: So ist denn auch der Kleidungsstil eher leger denn förmlich. Dies ist auch praktisch – müssen doch alle, vor allem die Gäste, an diesem besonderen Abend auch ein wenig körperlich „arbeiten“. Die Gäste bringen in der Regel keine „normalen“ Geschenke mit. Stattdessen sorgen sie vor allem für die „Munition“ – sie sind denn auch es, die das „Polter-Material“ mitbringen: Dazu zählen – neben Porzellan und Steingut – vor allem Keramkartikel oder Blumentöpfe. Doch manchmal sind es auch Fliesen, Waschbecken sowie Toilettenschüsseln oder sogar Gegenstände aus Metall wie Kronkorken, Konservendeckel oder Büchsen und nicht zuletzt Papier aus dem Reißwolf und Styroporchips, die am Polterabend zu Wurfgeschossen werden. Alles das wird dann vor den Augen des heiratswilligen Paars zerschmettert – in der Regel vor dem Elternhaus eines der beiden Ehepartner in spe oder aber vor dem gemeinsamen Wohnsitz, sofern das Paar schon vor der Eheschließung zusammengezogen ist. Doch auch andere Orte kommen durchaus in Betracht – die Bandbreite möglicher Polterorte ist groß: Sie reicht von der Turnhalle über ein Restaurant bis zum Ausflugsdampfer – Lärm und Kehricht inklusive.

 

Zum Polterabend kommen Verwandte ebenso wie Freunde, Bekannte und Kollegen. Offizielle Einladungen sind eher die Ausnahme denn die Regel. Der Polterabend hat einen eher informellen Charakter: Ein kurze Bekanntmachung im Umfeld sollte genügen, und dann spricht sich alles wie ein Lauffeuer herum – mit dem Ergebnis, dass auch schon mal Leute vor der Tür stehen, die man nicht extra erwartet hat. Doch niemand wird an einem Polterabend wieder gehen müssen. So kann ein Polterabend schnell einmal weite Kreise ziehen und dabei halböffentlichen Charakter annehmen. Dies ist inzwischen auch der allgemeine Trend: Wurde der Polterabend in früheren Zeiten eher am Vorabend der (kirchlichen) Hochzeit gefeiert – gewissermaßen als eine Art „Vorfest“ mit geselligem Beisammensein vor der eigentlichen Hochzeitsfeier-, so hat er sich seit den 1980er Jahren verselbständigt und einen eigenständigen Charakter bekommen: Er wird heute mindestens eine Woche vor der Hochzeit und in größerem Rahmen gefeiert – auch schon mal mit lauter Musik und Sitzbänken, Pavillons oder Zelten… und entwickelt sich so zu einem besonderen Event. Lustig darf es auch ruhig zugehen – mit Spielen und ähnlichem: Wie wär’s beispielsweise mit „Schuhe putzen gegen Geld“ für die Juggesellin oder „Festketten mit Handschellen in der Damentoilette“ für den Junggesellen oder „Lose verkaufen mit sofortiger Einlösung (z. B. Kuss, Tanz)“ für beide. It’s partytime… Scherben bringen eben Glück.